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Wachstum in der Partnerschaft

Autorenbild: Tom & AlexTom & Alex

Manchmal erfahren wir im Leben tiefe Enttäuschungen, die uns in den Grundfesten erschüttern. Besonders schmerzhaft ist es, wenn wir von einem Partner verlassen werden – vielleicht auf eine Weise, die grausamer nicht sein könnte. Der Schmerz, der in solchen Momenten entsteht, schneidet bis ins Innerste unserer Seele und lässt uns das Vertrauen in die Liebe, in Beziehungen und manchmal auch in uns selbst verlieren. Wir fühlen uns verraten, entblößt und zurückgelassen, als würde ein Stück von uns fehlen. Wir ziehen uns zurück in die Einsamkeit und in die Dunkelheit, manchmal sogar in Höllenwelten in denen wir nur Leiden. In diesem Zustand entstehen oft Glaubenssätze, die unbemerkt die Weichen für unsere zukünftigen Beziehungen stellen.


Einer dieser Glaubenssätze könnte lauten: „Ich werde mich nie wieder so tief auf einen Menschen einlassen.“ Dieser Satz ist ein stiller Schwur, ein Schutzschild, das wir errichten, um uns vor dem erneuten Schmerz des Verlassenwerdens zu bewahren. Was wir in diesem Moment vielleicht nicht realisieren, ist, dass wir uns dadurch auch von der Tiefe und Fülle des Lebens abschneiden. Wir ziehen uns in uns selbst zurück, bauen Mauern um unser Herz, damit niemand uns wieder so sehr verletzen kann. Diese Mauern geben uns ein Gefühl von Sicherheit, aber gleichzeitig berauben sie uns der Möglichkeit, echte Intimität, Verbindung und Liebe zu erfahren.


Dieser Rückzug in eine tote Zone mag uns zunächst als Notwendigkeit erscheinen – als Schutz vor erneutem Leid. Doch die Wahrheit ist, dass wir damit auch die Fähigkeit verlieren, uns wirklich verbunden zu fühlen. Wir schneiden uns von allem ab. Unsere Beziehungen werden oberflächlich, wir leben sie distanziert, aus Angst vor dem Schmerz, der entstehen könnte, wenn wir uns wieder öffnen. Und während wir an der Oberfläche schwimmen, bleibt eine tiefe Sehnsucht in uns unerfüllt. Eine Sehnsucht danach, dass jemand die Mauern durchbricht, unser wahres Selbst sieht und die Verletzlichkeit erkennt, die wir so tief verborgen haben.


Wir hoffen, dass jemand kommt, der unseren Schmerz sieht, der spürt, was wir durchlitten haben. Jemand, der bereit ist, in unsere tiefsten Abgründe hinabzusteigen und unsere Verletzlichkeit zu erkennen – jene Verletzlichkeit, die all die Wunden unseres Lebens birgt und die wir so tief vergraben haben, um uns vor erneutem Schmerz zu schützen. Wir wünschen uns, dass dieser Mensch unsere tiefen Wunden sieht, ohne uns zu verurteilen, dass er uns annimmt in unserer Verletzlichkeit und uns die Hand reicht, um uns aus der Dunkelheit des Rückzugs herauszuführen. Jemand, der uns wirklich sieht, uns in unserer Ganzheit erkennt und uns befreit. Befreit von den Ketten, die wir um unser Herz gelegt haben, damit wir wieder Leichtigkeit und Liebe leben können.


Doch das ist ein tiefer Zwiespalt: Wir sehnen uns nach Nähe und Intimität, gleichzeitig fürchten wir sie. Der Rückzug mag uns schützen, aber er verhindert auch, dass wir wirklich lebendig fühlen. Wir verharren in einer Art emotionalem Winterschlaf, während wir hoffen, dass uns eines Tages jemand erweckt.


Dieses Erwachen jedoch, das wir uns wünschen, ist nicht unbedingt etwas, das von außen kommt. Oft beginnt es in uns selbst, wenn wir erkennen, dass die Mauern, die wir zum Schutz errichtet haben, uns auch gefangen halten. Der Moment des Erwachens kommt, wenn wir den Mut finden, unseren Schmerz zu konfrontieren, ihn nicht länger zu verleugnen, sondern ihm ins Gesicht zu sehen. In diesem Prozess der Selbsterkenntnis beginnen wir, unsere eigenen Wunden zu verstehen und sie zu akzeptieren.


Heilung geschieht, wenn wir es wagen, unsere Verletzlichkeit zu zeigen – wenn wir den Schmerz, den wir so lange versteckt haben, nach außen tragen und ihn ans Licht bringen. Und wenn wir dies tun, laden wir das Leben wieder ein, in uns zu fließen.

Wenn wir beginnen, uns wieder auf Beziehungen einzulassen, geschieht dies auf einer neuen Ebene. Es ist nicht mehr das oberflächliche Streben nach Sicherheit, sondern eine tiefe, authentische Verbindung. Wir erkennen, dass es die Verletzlichkeit ist, die wahre Nähe schafft. Und indem wir diese Verletzlichkeit zulassen, erleben wir eine Art Neugeburt – wir öffnen uns wieder dem Fluss des Lebens, spüren die Lebendigkeit, die so lange in uns geschlummert hat, und entdecken die Liebe in ihrer wahren, tiefen Form.



 
 
 

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