Wovor wir wirklich fliehen und wie wir zurückfinden
- Tom & Alex
- vor 5 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Man würde es nicht vermuten.Wir halten uns für reflektiert, selbstbewusst, vielleicht sogar für emotional kompetent. Und doch laufen wir, Tag für Tag, vor etwas davon, das tief in uns liegt: unseren eigenen alten, abgespaltenen Gefühlen.
Nicht direkt. Nicht sichtbar. Wir rennen nicht panisch davon. Stattdessen kleiden wir unseren Rückzug in Gewohnheiten, in Prinzipien, in Tugenden, die gesellschaftlich anerkannt, ja, sogar gelobt werden.
Manche sind zuverlässig, überpünktlich, organisiert. Man kann sich auf sie verlassen. Aber wenn jemand etwas liegen lässt... Oder zu spät kommt. Dann reagieren sie übermäßig stark. Innerlich tobt etwas, das sie selbst nicht greifen können. Warum eigentlich? Es geht doch nur um ein paar Minuten Verspätung oder einen ungeordneten Tisch.
Doch hinter dieser Reaktion liegt etwas anderes. Etwas Älteres. Ein Gefühl, das längst weggeschlossen wurde. In einer inneren Reise erkennt sie ein Bild: Sie ist vier Jahre alt. Allein im Flur. Die Eltern schreien sich im Nebenzimmer an. Sie versteht nicht, was passiert, aber sie spürt, dass die Welt unsicher ist. Sie spürt Ohnmacht. Angst. Ein Gefühl von Ausgeliefertsein. Und gleichzeitig eine kindliche Erkenntnis: Wenn ich alles im Griff habe, wenn ich keine Fehler mache, dann passiert sowas vielleicht nie wieder. Ein innerer Entschluss. Damals war er überlebenswichtig. Ein Schutz gegen das Chaos.
Und dieser Entschluss? Der wirkt bis heute. Ungesehen, aber wirksam. Wie ein unsichtbarer Filter, durch den jede Entscheidung, jede Reaktion geht.
Und das ist es, was manchaml ungesehen bleibt: Wir leben scheinbar normale Eigenschaften, doch oft sind es Schutzprogramme aus längst vergangenen Tagen.
Wir haben vergessen, dass wir entschieden haben. Aber der Körper erinnert sich. Die Seele auch. Mit jeder kleinen Entscheidung, die nicht aus dem Herzen, sondern aus dem Sicherheitsdenken kommt, entfernen wir uns weiter von unserer inneren Wahrheit. Unsere Träume verblassen, weil wir unbewusst immer das wählen, was uns schützt, nicht das, was uns lebendig fühlen lässt.
Diese Muster dürfen sich verändern. Sie dürfen gesehen werden. Gefühlt. Anerkannt.
In einer inneren Reise kann man dem Kind von damals begegnen. Nicht um die Vergangenheit auszulöschen. Aber um dem Kind heute das zu geben, was sie damals gebraucht hätte: Zuwendung. Wärme. Halt. Sicherheit.
Und dann geschieht etwas. Nicht im Außen. Sondern innen. Der Drang nach Kontrolle wird leiser. Und ein neues Gefühl darf erinnert werden: Vertrauen.
So beginnt die Befreiung. Nicht durch Taktiken und Pläne, sondern durch das Fühlen.
Denn dort, wo wir damals aus Angst beschlossen haben, uns zu schützen, liegt heute der Schlüssel zur Freiheit.

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