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Strategie des Egos: Eskalation

Autorenbild: Tom & AlexTom & Alex

Strategie des Egos: Eskalation

Unser Ego ist ein vermeintlicher innerer Wächter, der aus Schmerz geboren wurde. Es entstand, weil wir in unserem Leben Momente erlebt haben, die uns zutiefst verletzt haben – Situationen, in denen wir uns machtlos, schutzlos oder nicht genug gefühlt haben. Diese Momente hinterließen in uns negative Gefühle, die wir beschlossen, nie wieder fühlen zu wollen. Um uns zu schützen, haben wir rote Linien gezogen, uns Regeln auferlegt und Verhaltensmuster geschaffen. Diese Muster sind unsere Kompensationen: Strategien, mit denen wir vermeiden wollen, erneut in die emotionale Falle zu tappen.

Das Ego glaubt, dass es unser Retter ist. Es drängt uns, recht zu haben, um seine Daseinsberechtigung zu bestätigen. Wenn wir uns in einer Situation wiederfinden, in der wir uns bedroht fühlen – sei es in unserer Sicherheit, in unserer Würde oder in unserer Identität – fordert das Ego uns auf, zu kämpfen. Es will beweisen, dass seine Strategien richtig, notwendig und rettend sind. Doch was geschieht, wenn unser Gegenüber – sei es ein Partner, ein Freund oder ein Kollege – dieselben Ziele verfolgt?

Im Machtkampf treffen zwei verletzte Egos aufeinander, die beide versuchen, ihr eigenes Bild der Realität zu verteidigen. Sie ringen um Recht, um Kontrolle, um die Sicherheit, dass ihr Weg der richtige ist. Doch was aus diesem Kampf entsteht, ist keine Lösung, sondern Eskalation. Denn wenn wir spüren, dass wir im Machtkampf zu verlieren drohen, rät unser Ego, die Situation zuzuspitzen. Es sagt uns: "Lass es eskalieren, lass es explodieren! Denn danach kannst du von vorn beginnen, ohne dein Gesicht zu verlieren und alles wird wieder gut."

Doch ist das wirklich so? Ist Eskalation tatsächlich ein Neubeginn, oder verlängert sie nur den Kreislauf von Schmerz und Widerstand? In Wahrheit ist die Explosion keine Lösung, sondern eine Flucht. Sie führt uns nicht zu Frieden, sondern vertieft die Gräben zwischen uns und anderen – und zwischen uns und uns selbst.

Die wirkliche Befreiung geschieht, wenn wir erkennen, dass wir mitten im Machtkampf stehen. Wenn wir innehalten, anstatt blind zu reagieren. Wenn wir den Schmerz hinter dem Ego fühlen, anstatt ihn weiter zu bekämpfen. In diesem Moment haben wir die Möglichkeit, uns für einen anderen Weg zu entscheiden. Statt das Spiel des Ego-Kampfes weiterzuspielen, können wir uns fragen: "Was dient allen Beteiligten? Was bringt uns zurück in den Fluss des Lebens?"

Diese Frage öffnet eine Tür. Sie lädt uns ein, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Energie, die wir in die Welt bringen. Indem wir den Machtkampf loslassen, befreien wir uns von der Illusion, dass unser Ego uns retten muss. Wir treten in einen Raum ein, in dem nicht der Kampf regiert, sondern Verbindung, Verständnis und Mitgefühl.

Wenn wir uns trauen, diesen Raum zu betreten, geschieht etwas Wunderbares: Wir beenden den Kampf nicht nur für den Moment, sondern nehmen einen neuen Platz im Leben ein. Ein Platz, der uns erlaubt, weiterzuwachsen, statt in den alten Mustern des Ego zu verharren. Wir erkennen, dass der wahre Schutz nicht darin liegt, rote Linien zu ziehen oder zu eskalieren, sondern darin, uns selbst und anderen in unserer Verletzlichkeit zu begegnen.

Diese Begegnung ist der Schlüssel zu innerem Frieden und echter Freiheit. Sie zeigt uns, dass wir keine Angst vor unseren Gefühlen haben müssen – denn sie sind kein Feind, sondern der Wegweiser zu unserem wahren Selbst. Und dieses Selbst braucht keine Kämpfe, um zu bestehen. Es braucht nur unsere Bereitschaft, zu fühlen, zu vergeben und immer wieder neu zu wählen.



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